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Kapitalismus
seit der Mitte des 19. Jahrhunderts schlagwortartige Bezeichnung für eine bestimmte Wirtschafts- und Sozialordnung: Kennzeichen des Kapitalismus ist die Verwendung von Produktionsmitteln (Maschinen u. a.), die nicht dem Arbeitnehmer gehören (im Gegensatz zum Handwerk), wodurch sich eine Abhängigkeit der Besitzlosen, die entlohnt werden, von den Kapitalisten, denen die Produktionsmittel und Fertigprodukte gehören, ergibt. Das treibende Motiv des Wirtschaftens im Kapitalismus ist das Streben nach möglichst hohem Gewinn ("Rentabilitätsdenken").
Die Voraussetzungen zur kapitalistischen Sozialordnung schuf die Verdrängung des mittelalterlichen Feudalismus durch den individualistischen Merkantilismus zu Beginn des 18. Jahrhunderts (Frühkapitalismus). Ermöglicht wurde der Kapitalismus jedoch erst durch die rasch zunehmende Verwendung von Maschinen gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Verbindung mit dem Einfluss des Liberalismus, der zur Befreiung der Wirtschaft von staatlicher Bevormundung (Aufhebung des Zunftzwangs, Gewerbefreiheit) und später zur Erstarkung des Kreditwesens (Hochkapitalismus, 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts) führte. Seit dem 1. Weltkrieg greift der Staat in steigendem Maß lenkend durch Gebote, Verbote oder durch seine Finanzwirtschaft in das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte ein (Spätkapitalismus).
Die kapitalistische Produktionsweise brachte zunächst bedenkliche soziale Auswüchse und gesellschaftliche Erschütterungen. Da insbesondere die Bauernbefreiung mit der anschließenden Landflucht die Zahl der Arbeiter in kurzer Zeit stark erhöht hatte, waren die Löhne zunächst extrem niedrig. Erst später setzte dann die große Steigerung der Gütererzeugung ein, die zu einer beträchtlichen Wohlstandserhöhung auch bei den Arbeitern führte. Die sozialen Missstände in den ersten Jahrzehnten des Kapitalismus haben die Kritiker des Kapitalismus veranlasst, diese nur als Folge der neuen Wirtschaftsordnung und nicht auch z. B. der starken Bevölkerungsvermehrung zu sehen. Aus der Kritik an den misslichen sozialen Zuständen und zu ihrer Überwindung entstanden der Sozialismus und der Kommunismus.